Igel gefunden und nun?
Generell ist zu sagen, dass man alle Igel erst mal hochheben sollte. Am besten tut man das, in dem man die Hand seitlich unter ihren Bauch schiebt. Dabei merkt man sehr schnell, ob alles in Ordnung ist. Denn ein gesunder Igel ist am Bauch warm, rollt sich ganz schnell ein, besitzt ein festes Stachelkleid mit dichten Stacheln, hat klare Augen, die nicht eingefallen sind und fühlt sich kugelig an.
Entfernen Sie ihn möglichst nicht aus seinem Wohnbereich. Igel sind sehr ortstreu und sehr eng mit ihrem Lebensraum verbunden. Falls Sie einen Igel an oder auf einer befahrenen Straße sehen, beobachten Sie die Laufrichtung, nehmen ihn dann hoch und setzten Sie ihn sicher laufrichtungsausgerichtet ab.
Wichtig ist, dass so gut wie alle tagaktiven Igel ein Problem haben! Aber auch dämmerungs- sowie nachtaktive Igel können verletzt und erkrankt sein.
Genauso gibt es aber auch tagaktive, gesunde Igel die aus verschiedenen Gründen, (wie z.B. Nest zerstört durch Gartenarbeit, Krach und Lärm, durch einen Hund oder Mensch gestört,) sich auf den Weg machen und sich ein neues Nest suchen!!
Jeder Igel der unterwegs ist und gefunden wird kann in Not sein kann.
Igelsäuglinge entdeckt? Bei kleinen Igelbabys, die tagsüber sowie auch nachts allein außerhalb des Nests gefunden werden, kann man davon ausgehen, dass die Kleinen ihre Mutter verloren haben und somit verwaist sind.
Bei Igelkindern (ca. 3-4 Wochen alt), die tagsüber allein auf Futtersuche sind, stimmt in der Regel auch etwas nicht! Denn normalerweise sind sie immer in Begleitung der Mutter und igelüblich dämmerungs- und nachtaktiv.
Hauptwurfzeit ist in unseren Gefilden Anfang August:
Gewicht | Alter | Merkmale |
10 - 15g | 0 – 1 Tage alt | Geburtsgewicht, rosa Haut, weiße Stacheln, Augen und Ohren geschlossen |
30 - 50g | 1 Woche | Rosa Haut, Augen und Ohren geschlossen, einzelne dunkle Stacheln |
60 - 80g | 2 Wochen | Graue Haut, dunkle Stacheln, Augen und Ohren öffnen sich, der Fellflaum wächst |
80 -130g | 3 Wochen | Graue Haut, dunkle Stacheln, Zähne stoßen durch, das Fell wird dicht, erste feste Nahrung, erste Ausflüge |
140 -180g | 4 Wochen | Graue Haut, dunkle Stacheln, Zähne sind komplett |
250g | 6 Wochen | Die kleinen Igel werden flügge aber suchen immer noch die Nähe der Mutter und der Geschwister |
350g | 8 Wochen | Die Igelkinder suchen sich ihr eigenes Revier |
Wenn Anfang Oktober umherstreifende Jungigel mit einem Gewicht unter 300 g aufgefunden werden, sind sie eindeutig zu leicht für den Winterschlaf. Anfang November sollte das Gewicht bei einem Jungigel 600/650 g aufweisen. Bei einem Altigel sollte das Gewicht 800 - 1000 g betragen! hier ist aber der Gesamtzustand zu berücksichtigen, das Aussehen und die Figur.
Die Jungtiere versuchen mit zusätzlicher Futtersuche tagsüber die fehlenden Fettreserven zu ergänzen, meist jedoch ein hoffnungsloses Unterfangen. Denn der zusätzliche Energieaufwand führt in aller Regel dazu, dass sie noch weiter an Gewicht verlieren. Das führt dazu, dass sie irgendwann in den Winterschlaf gehen und nicht mehr aufwachen.
Bei rechtzeitiger Aufnahme stehen die Chancen sehr gut, den Igel unter Anleitung aufzufüttern und somit ihn für den Winterschlaf vorzubereiten.
- Tagaktiv, aber auch nachts sind natürlich kranke, geschwächte Igel unterwegs!
- Abgemagertes Tier, länglicher Körper, eingefallene Flanken, deutliches Absetzen von Hüfte und Schulter, staksiger, hochbeiniger Gang
- Husten und Röcheln
- Gangabnormalität (wie z. B. Hinken)
- Sichtbare Verletzungen
- Starker Parasitenbefall
- Befall mit Fliegeneiern und Maden
- Breiiger, dünnflüssiger, grüner oder blutiger Kot
- Verminderter Einrollmechanismus
- Kalter Igelbauch – fühlt sich kälter an als die eigene Hand
Bei schweren Verletzungen suchen Sie bitte sofort einen Tierarzt auf!
Leider kommt es in letzter Zeit gehäuft vor, dass wir mit wirklich schwer verletzen Igeln konfrontiert bzw. um Hilfe gebeten werden. Die Verletzungen waren dann aber so schwer, dass wir auch nicht mehr viel tun konnten. Aber eben auch, weil zu viel Zeit verstrichen ist. Wenn der verletzte Igel aber gleich in die Tierklinik bzw. zum Tierarzt gebracht worden wäre, hätte er sicherlich eine Chance gehabt!
Daher bitten wir Sie, wenn Sie ein schwer verletztes Tier finden, fahren Sie direkt in die Tierklinik/Tierarzt. Natürlich können Sie uns weiter im Vorwege kontaktieren und auch ein Bild schicken und wir unterstützen! Aber leider sind bei uns auch Grenzen gesetzt. Und manchmal zählt einfach jede Sekunde...
Es ist ratsam diese Tiere unverzüglich an sich zu nehmen!
Bei Tieren, die einen unterkühlten Eindruck hinterlassen, sollte man eine Wärmflasche mit ca. 36 Grad warmen Wasser befüllen, ein Handtuch darum herumwickeln und diese in eine Kiste/Karton legen und den Igel daraufsetzten. Die Kiste sollte aber so groß sein, dass der Igel selbstständig von der Wärmflasche runterklettern kann, falls es ihm zu warm wird. Als Schutz für den Igel können Sie ihm ein Handtuch überlegen. Sie können ihm Wasser anbieten sowie fürs erste mit Katzenfutter und etwas Öl und Haferflocken, Rührei ohne Salz oder leicht angebratenes ungewürztes Rinderhackfleisch füttern.
Versuchen Sie auf keinen Fall das Tier eigenständig mit vorhandenen Floh- oder Zeckenmitteln zu behandeln. Igel reagieren sehr empfindlich gegenüber gängigem Spot on Präparaten für Haustiere. Dies sollte nur von einem igelerfahrenen Tierarzt oder einer Igelpflegestation durchgeführt werden.
Wichtig: Alle diese Igel sollten auf jeden Fall aufgenommen und der Igelhilfe oder einem igelkundigen Tierarzt vorgestellt werden! |