Igelbaby
Bei kleinen Igelbabys, die tagsüber sowie auch nachts allein außerhalb des Nests gefunden werden, kann man davon ausgehen, dass die Kleinen ihre Mutter verloren haben und somit verwaist sind.
Bei Igelkindern (ca. 3-4 Wochen alt), die tagsüber allein auf Futtersuche sind, stimmt in der Regel auch etwas nicht! Denn normalerweise sind sie immer in Begleitung der Mutter und igelüblich dämmerungs- und nachtaktiv.
Hauptwurfzeit ist in unseren Gefilden Anfang August:
Gewicht | Alter | Merkmale |
10 - 15g | 0 – 1 Tage alt | Geburtsgewicht, rosa Haut, weiße Stacheln, Augen und Ohren geschlossen |
30 - 50g | 1 Woche | Rosa Haut, Augen und Ohren geschlossen, einzelne dunkle Stacheln |
60 - 80g | 2 Wochen | Graue Haut, dunkle Stacheln, Augen und Ohren öffnen sich, der Fellflaum wächst |
80 -130g | 3 Wochen | Graue Haut, dunkle Stacheln, Zähne stoßen durch, das Fell wird dicht, erste feste Nahrung, erste Ausflüge |
140 -180g | 4 Wochen | Graue Haut, dunkle Stacheln, Zähne sind komplett |
250g | 6 Wochen | Die kleinen Igel werden flügge aber suchen immer noch die Nähe der Mutter und der Geschwister |
350g | 8 Wochen | Die Igelkinder suchen sich ihr eigenes Revier |
Herbstigel
Wenn Anfang Oktober umherstreifende Jungigel mit einem Gewicht unter 400 g aufgefunden werden, sind sie eindeutig zu leicht für den Winterschlaf. Anfang November sollte das Gewicht bei einem Jungigel 600/650 g aufweisen. Bei einem Altigel sollte das Gewicht 900 - 1200 g betragen! hier ist aber der Gesamtzustand zu berücksichtigen, das Aussehen und die Figur.
Die Jungtiere versuchen mit zusätzlicher Futtersuche tagsüber die fehlenden Fettreserven zu ergänzen, meist jedoch ein hoffnungsloses Unterfangen. Denn der zusätzliche Energieaufwand führt in aller Regel dazu, dass sie noch weiter an Gewicht verlieren. Das führt dazu, dass sie irgendwann in den Winterschlaf gehen und nicht mehr aufwachen.
Bei rechtzeitiger Aufnahme stehen die Chancen sehr gut, den Igel unter Anleitung aufzufüttern und somit ihn für den Winterschlaf vorzubereiten!
Ihr habt ein Igelbaby gefunden?
Bei jedem Igelbabyfund, egal wie alt das Baby ist, ist folgendes wichtig:
Igelbabys sollten nicht tagaktiv herumliegen oder herumlaufen. Sie sind hier vielen Gefahren ausgesetzt. Gerade die Fliegen legen sehr schnell ihre Eier auf diese tagaktiven Babys ab. Außerdem zählt gerade im November das Gewicht! Igelbabys die Anfang November unter 600 g wiegen, werden den Winter ohne menschlicher Unterstützung nicht überstehen.
Tagaktivität ist NOT, hier stimmt etwas nicht.
Seid Ihr in diesem Zusammenhang unsicher, dann ruft zur Abklärung am besten eine Igelstation an.
Wichtig ist aber in jeden Fall, dass das Baby erst einmal fliegensicher untergebracht wird.
Bitte gebt hierzu eine Wärmflasche oder alternativ eine Petflasche (mit Handtuch umwickeln) mit ca. 40 Grad warmen Wasser zum Ankuscheln und Wärmen in einen Karton oder ähnlichem. Das Baby sollte dann mit einem weichem Handtuch eingekuschelt und an die oder auf die Wärmequelle gelegt werden
Falls das Baby kalt ist, apathisch wirkt, sich nicht einrollt, verletzt ist, oder Fliegenmaden an ihm herumkrabbeln, darf auf keinen Fall abgewartet werden, sondern es muss:
SOFORT EINE PFLEGESTELLE KONTAKTIERT WERDEN!
Fliegeneier? Mit einem Mascarabürstchen und einer Pinzette könnt Ihr diese gut abbürsten und entfernen.
ABER AUCH IN DIESEM FALL IST BESONDERS WICHTIG: ANSCHLIESSEND BITTE SO SCHNELL WIE MÖGLICH DAS BABY EINER PFLEGESTELLE VORSTELLEN.
Es können bereits Maden geschlüpft sein und manchmal kann man die dann sehr schlecht erkennen, da sie bereits in den Körperöffnungen ihr Unwesen treiben.
Auf keinem Fall versuchen die Maden oder Fliegeneier abzuwaschen.
Flöhe? Flöhe sind ebenfalls häufig vorhanden. Nehmt hier eine Schüssel mit Wasser und Spülmittelflüssigkeit und bürstet das Baby darüber vorsichtig mit einer Zahnbürste ab. Die Flöhe fallen dann in diese Lösung und ertrinken.
Auf keinen Fall dürfen herkömmlichen Spot on Präparate verwenden werden! ACHTUNG LEBENSGEFAHR!
Zecken? Diese vorsichtig mit einer Zeckenzange entfernen.
Alter? Zunächst ist es sehr wichtig zu erkennen, wie alt in etwa das gefundene Igelbaby ist. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang, ob die Augen noch zu sind bzw. ob es noch nicht in der Lage ist selbstständig zu fressen.
Sind die Augen noch geschlossen, handelt es sich um einen Igelsäugling und es muss unverzüglich in erfahrene Hände gebracht werden! Bitte hier auf keinen Fall selbst versuchen, ihm irgendwelche Flüssigkeiten einzuflößen.
Augen offen? Sind bei dem Baby die Augen geöffnet und sieht es schon ein wenig wie ein „fertiger“ Igel aus, dann geht Ihr bitte wie folgt vor:
Das Baby in einem Karton sichern, ein Kuscheltuch (dies kann ein Handtuch sein ohne Löcher und Fäden – Achtung Strangulierungsgefahr) mit hineingeben und dann einen mit Fencheltee angerührten Brei aus Katzenfutter reichen.
Gebt ihm anfangs bitte maximal nur ein Teelöffel Katzenfutterbrei!
Denn wer weiß, wann der kleine Magen das letzte Mal etwas bekommen hat. Gerade wenn sie sehr stark abgemagert sind, ist es gefährlich, wenn es anfangs zu viel frisst. Es kann sich schnell ein sogenanntes Refeeding Syndrom (eine komplette Entgleisung des Stoffwechsels mit anschließenden Organversagen) entwickeln.
Also bitte langsam anfüttern. Erst 1 Teelöffel und dann im 3 Stunden-Takt wiederholen, so lange, bis gut Kot abgesetzt wurde. Es ist trotzdem unerlässlich, so schnell wie möglich das Baby einer Igelstation oder einem igelkundigen Tierarzt vorzustellen, damit zusätzlich eine aufbauende Infusion gegeben werden kann.
Mit großer Wahrscheinlichkeit ist es auch so, dass das Baby unter Endoparasiten-Befall leidet. Daher ist eine baldige Kotuntersuchung sehr wichtig!
Falls Ihr in der Lage seid, nach erfolgtem Check und eventueller Behandlung, die Igelpflegestation durch selbst päppeln zu unterstützen, wird diese Euch danken und weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen!
Eine Grundvoraussetzung ist: ein 18 -20 Grad warmer, ruhiger Raum mit Fenster. Eine Anleitung hierzu erhaltet Ihr von der Igelstation.